Presse

Ullrich Wannhoff (l.) mit den Gastgebern Claudia Weidenbach und Peter M.W. Liszt. Quelle: Angela Rändel

Hinter dem Pfarrhaus in Wildau-Wentdorf lockt ein großzügiger Garten, wild und geheimnisvoll. Gemacht wie für Shakespeares „Sommernachtstraum“ und erdacht von den Gastgebern Claudia Weidenbach und Peter M. W. Liszt. Das Künstlerpaar sorgt dort regelmäßig für erlesene Veranstaltungen wie jenes arktische Erleben, das in die Hitze des vergangenen Samstagabends fiel.
Im Mittelpunkt stand der poetische Bildervortrag des Malers Ullrich Wannhoff, der seit 25 Jahren die Aleuten bereist. Die was bitteschön?? Nahe liegende Gedanken wären: Kennt doch kein Mensch. Will auch keiner hin. Viel zu kalt. Solche und andere irrige Annahmen kann Wannhoff aber korrigieren: „Heutige Touristen plagt der Ehrgeiz, jeden weißen Flecken der Erde zu besuchen“, sagt er.

Entdeckt von Vitus Bering

Die Aleuten, jene Inselgruppe zwischen Amerika und Asien, wurden größtenteils von Vitus Bering entdeckt. Dem dänischen „Kolumbus des Zaren“ waren Entdeckerfieber, Ruhm und militärischer Gehorsam wichtiger als das Leben. Er starb bei seiner zweiten Kamtschatka-Expedition „mehr an Hunger, Kälte, Durst und Gram als an Skorbut“, wie sein Begleiter Georg Wilhelm Steller festhielt. Vor beiden Forscherpionieren verneigt sich Wannhoff tief: „Gleich nach Berings Tod folgten die Raubexpeditionen, deren Ziel Seeotter waren. Es waren die teuersten Tiere, weil sie die wärmsten Pelze lieferten.“ Seeotter haben auf einem Quadratzentimeter ihrer Haut so viele Haare wie ein Mensch auf dem gesamten Kopf.
Wenn Wannhoff von den Tieren der Inseln erzählt, kann man sie hören und sehen. Und nachempfinden, mit welcher Ehrfurcht der Künstler seit 25 Jahren sein „Paradies in der Trostlosigkeit“ erforscht, für das Ignoranten einen knappen Satz übrig hätten: Schnee, wohin das Auge reicht, Sturm und Möwenschrei – hier stirbt’s sich leicht.

 

Leidenschaft zu den Aleuten entdeckt

In seiner freundlichen Art und mit seinem hintergründigen Humor wirkt Wannhoff wie ein Verwandter von Gerd Ruge und Olaf Schubert. Er studierte in Dresden, entzog sich dem ideologischen Klammergriff der DDR und später der Eitelkeit des Kunstbetriebes. Zu den Aleuten kam er durch Zufall: „1991 war nicht abzusehen, wie lange man noch Russland bereisen kann. Ich wollte dieses riesige Land vor allem an der Peripherie kennenlernen und konnte mich dann von den Aleuten nicht mehr trennen.“
Es sind Veranstaltungen wie jene am Sonnabend, nach denen man sich sehnt. Hier ist jeder willkommen und wird von den Gastgebern bewirtet, etwa mit Marillenknödeln, einer köstlichen Nachspeise, die Liszt aus seiner österreichischen Heimat mitbrachte.
Von Angela Rändel